Museum Kurhaus / Kleve

Ewald Mataré Sammlung


Franz Gertsch
Aquarelle – Schottland 1961-1965 03.07.2005–04.09.2005

1999 richtete das Museum Kurhaus Kleve dem Schweizer Maler und Graphiker Franz Gertsch (geb. 1930) eine umfangreiche Einzelausstellung aus. Sie zeigte sowohl einen Querschnitt seines seit 1986 sich entfaltenden Holzschnittwerkes als auch (und zwar mit drei Arbeiten aus der Reihe „Gräser“, 1995-97) imponierende Beispiele seiner Malerei. Im Anschluss an diese Präsentation konnte das Museum ein in Deutschland einmaliges Ensemble von Gertsch-Werken erwerben. Im Mittelpunkt stehen das monumentale Gemälde „Silvia“ (2000) und der aus drei Blättern bestehende und nicht weniger als 217 x 627 cm messende Holzschnitt „Schwarzwasser“ (1993/94).

In Zusammenarbeit mit der Graphischen Sammlung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich kann das Museum Kurhaus Kleve jetzt drei bisher kaum bekannte Folgen von Aquarellen vorstellen, die Franz Gertsch schuf, bevor er als europäischer Vertreter des Photorealismus auf der documenta 5 (1972) Weltruhm erntete. Die Blätter entstanden während dreier Reisen nach Schottland 1961, 1963 und 1965 und weisen alle dasselbe bildmäßige Format von jeweils 39 x 57 cm auf. Insgesamt handelt es sich um 54 Arbeiten, von denen 31 in der Ausstellung zu sehen sein werden.

Die Aquarelle zeigen Landschaften, die als typisch schottisch empfunden werden können: kahle Berg- und Hügelrücken, bizarr geformte Bäume, still daliegende Seen und zwischen Steinen dahinsprudelnde Bäche. Sensibel verzeichnen sie die wechselhaften Licht- und Wetterverhältnisse, scheinen bald in dumpfen Grau- und erdigen Grün- und Brauntönen zu versinken und bald von einer plötzlich durchbrechenden Helligkeit erfüllt zu sein. Bei aller Prägnanz jedoch halten Gertschs schottische Blätter mit ihrem offenen malerischen Duktus das Gegenständliche immer gleichsam in der Schwebe. Sie zeugen insofern eindringlich von der intensiven Suche des Künstlers nach neuen Möglichkeiten für das figurative Bild in einem weitgehend von gestisch-abstrakten Positionen bestimmten Umfeld. Die Aquarelle eröffnen von daher auch neue Zugänge zu Gertschs Werk seit den frühen 1970er Jahren, das mit dem Begriff des Photorealismus nur sehr unzureichend beschrieben ist.

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Franz Gertsch, Dalmally, 1963
Franz Gertsch, Glen Lyon, 1965
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